Antenne Witten Homepage im Jahr 1996
Antenne Witten Homepage im Jahr 1996

Pionierzeit im World Wide Web

Als ich 1996 meine erste Homepage online stellte, war das Internet noch ein Experimentierfeld. Webdesign war geprägt von Improvisation und technischen Hürden. Cascading Style Sheets (CSS) standen noch nicht zur Verfügung, da der Netscape Navigator – der damals dominierende Browser – diese Technologie nicht unterstützte. Die Gestaltungsmöglichkeiten waren entsprechend begrenzt: Typografie war nur mit lokal installierten Schriften möglich, was zu starken Einschränkungen führte. Um dennoch ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, wurden Menüpunkte oder Logos als Grafiken eingebunden – ein aufwendiger, aber notwendiger Workaround.

Meine ersten kommerziellen Projekte

Eines meiner ersten kommerziellen Webprojekte war die Homepage eines Handy-Schalen-Designers. Zur Zeit der beliebten Nokia-Handys, deren Hüllen sich tauschen ließen, individualisierte dieser Anbieter Kunststoffschalen per Airbrush nach Kundenwunsch. Die Homepage musste nicht nur die kreative Vielfalt der Designs abbilden, sondern auch Vertrauen schaffen in eine damals noch ungewohnte Form des digitalen Schaufensters. Es war eines von vielen Projekten, die ich für eine Agentur und Kunden aus verschiedenen Branchen realisierte. In Zeiten, in denen „SEO“ bedeutete, sich händisch in Dutzende Suchmaschinen wie AltaVista oder Yahoo einzutragen, war jede Website ein Einzelstück – maßgeschneidert, experimentell und zukunftsweisend.

Wetek
Wireless Application Protocol (WAP) wurde für Homepage für Handys genutzt. witten.net-Homepage im Jahr 2003 (Foto: Marek Schirmer)
Wireless Application Protocol (WAP) wurde für Homepage für Handys genutzt. witten.net-Homepage im Jahr 2003 (Foto: Marek Schirmer)

WAP-Homepage

Um die Jahrtausendwende – in einer Zeit, als mobiles Internet noch in den Kinderschuhen steckte – habe ich für witten.net eine WAP-Homepage programmiert. Ziel war es, die Inhalte der bestehenden HTML-Website automatisch für mobile Endgeräte aufzubereiten, die damals nur über das Wireless Application Protocol (WAP) auf spezielle Internetseiten zugreifen konnten. Die Umsetzung erfolgte mithilfe eines Parsers, der aktuelle Inhalte in das stark reduzierte WML-Format überführte – ideal für die kleinen Displays und begrenzte Bandbreite damaliger Handys.

Auf witten.net wurden Veranstaltungshinweise und Schlagzeilen mobil zugänglich. Heute wirkt das wie digitale Archäologie, war aber damals ein spannender Schritt in Richtung Zukunft des mobilen Internets.

Digitale Geduld

Die größte Herausforderung lag jedoch nicht im Design, sondern in der Technik: Vor der Jahrtausendwende war der Zugang zum Internet langsam und oft unzuverlässig. Erst ab 1999 sorgte ADSL mit 768 kbit/s im Download für einen regelrechten Technologiesprung – zuvor surfte man mit ISDN (64 kbit/s) oder gar über eine analoge Telefonleitung mit 56 kbit/s. Telefonieren und Surfen gleichzeitig war ein Luxus, den nur ISDN-Nutzer genießen konnten. Mobiltelefone waren Geschäftsleuten vorbehalten und selbst Domains zu registrieren war ein umständlicher Prozess: Wer eine .com- oder .net-Adresse wollte, erhielt eine Rechnung per Post aus den USA – und bezahlte ein Vielfaches der heutigen Preise.

Hubert Harst
Homepages um die Jahrhundertwende
Werbelin