Stadtplan für Migranten

Mit der steigenden Zahl an Migranten und Flüchtlingen in Witten im Jahr 2016 gab es zahlreiche Hilfs- und Unterstützungsstrukturen, die von verschiedenen Wohlfahrtsverbänden organisiert wurden. Diese Organisationen entwickelten im Laufe der Jahre spezialisierte Angebote, die jedoch oft schwer zu überblicken waren. Um die Orientierung für Neuankömmlinge und freiwillige Helfer zu erleichtern, startete der Caritasverband Witten das Projekt „Welcome! Willkommenskultur Hand in Hand“. Ziel war es, die bestehenden Strukturen sichtbarer zu machen, Synergien zu nutzen und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern.

Meine Tätigkeit: Gestaltung eines Stadtplans für Geflüchtete

Projektzeitraum: 2016

Format: A3 (beidseitig)

    • Grafik
    • OpenStreetMap, vektorbasiertes Grafik- und Zeichenprogramm
    • Caritasverband Witten

Idee und Umsetzung

Ein Element des Projekts war die Gestaltung eines gedruckten Stadtplans für Migranten, der kostenlos verteilt wurde. Diese Offline-Lösung war besonders wichtig, da viele Geflüchtete keinen durchgehenden Zugang zum Mobilfunknetz oder ausreichend Datenvolumen hatten. Die Nutzung von Freifunk – einem frei zugänglichen WLAN-Netzwerk – war nur punktuell möglich. Der offline Stadtplan auf Papier konnte genutzt werden, ohne unnötige Daten zu verbrauchen.

Kartengestaltung

Die Basis für den Stadtplan bildeten Daten des freien Kartendienstes OpenStreetMap. Anders als bei digitalen Karten musste hier besonders darauf geachtet werden, dass alle wichtigen Informationen auf einen Blick lesbar sind. Um die Kartenbearbeitung effizient zu gestalten, wurde der Kartenausschnitt auf den urbanen Kern von Witten beschränkt und optisch entschlackt:

  • Reduktion auf das Wesentliche: Verzicht auf unnötige Details wie Bäume, Wartehäuschen und Radwege.
  • Optimierte Lesbarkeit: Verbreiterung von Straßen und engere Platzierung von Gebäuden zur besseren Textlesbarkeit.
  • Mehrsprachigkeit: Neben Deutsch wurden wichtige Orte in Hocharabisch und Englisch übersetzt. Die Übersetzungen entstanden in enger Zusammenarbeit mit Geflüchteten, um die sprachlichen Unterschiede zwischen Dialekten zu berücksichtigen.

Besonderheiten

  • Points of Interest (POIs) wie Beratungsstellen, Behörden und Treffpunkte wurden nummeriert und in einer übersichtlichen Legende zusammengefasst.
  • Einfache, klare Symbole und reduzierte Farbgebung erleichterten die schnelle Orientierung.

Fazit

Der Stadtplan half nicht nur bei der räumlichen Orientierung, sondern förderte auch das Gefühl des Willkommenseins und die Selbstständigkeit der Migranten in ihrer neuen Umgebung. Das Projekt zeigt, wie grafisches Design als Schnittstelle zwischen Technik, Sprache und sozialer Integration wirken kann.

Ein Stadtplan für Migranten (Grafik: Marek Schirmer & OpenStreetmap und Mitwirkenden)
Ein Stadtplan für Migranten (Grafik: Marek Schirmer & OpenStreetmap und Mitwirkenden)