Interview-Situation
Interview-Situation

Partizipative Radioprojekte geben Menschen eine Stimme

Ob Erzieherausbildung, Altenpflege oder Theatergruppen: In den letzten zwei Jahrzehnten habe ich eine Vielzahl partizipativer Radioprojekte initiiert. Mit Schüler*innen des Comenius-Berufskollegs produzierte ich ab 2010 Sendungen über ihre Erzieher*in-Ausbildung. Unter meiner Anleitung erstellten sie Moderationstexte, führten Interviews, nur die Technik schreckte alle immer. Bis 2012 entstanden so mehrere Beiträge, in denen die Studierenden nicht nur fachlich informierten, sondern auch ihre eigenen Perspektiven hörbar machten.

Postproduktion am Computer im RuhrStadtStudio Witten.
Postproduktion am Computer im RuhrStadtStudio Witten.

Radio als Bühne für soziale Themen

Für mich ist Radio mehr als ein Informationsmedium – es ist eine Plattform für gesellschaftliche Teilhabe. 2014 begleitete ich ein Fachseminar für Altenpflege, das die Herausforderungen im Pflegealltag aus der Sicht der Lernenden beleuchtete. Im Rahmen eines Workshops entstand außerdem eine Sendung der Gruppe „Megaherz“, in der Selbsthilfegruppen eigene Geschichten und Erfahrungen aufarbeiteten und sendefähig machten. Mein Anspruch war immer: Beteiligung ermöglichen, Stimmen hörbar machen, die sonst oft überhört werden.

Theater-Spiele Witten: Das junge Ensemble des Jugendprojektes „Auf die Bühne“ nahm ihre Radiosendung auf dem Dachboden auf. (Foto: Theater-Spiel)Foto: Theater-Spiel
Theater-Spiele Witten: Das junge Ensemble des Jugendprojektes „Auf die Bühne“ nahm ihre Radiosendung auf dem Dachboden auf.

Junge Stimmen, große Wirkung

Besonders am Herzen lagen mir Projekte mit Kindern und Jugendlichen – oft voller Energie, Fantasie und kreativer Lösungen. 2007 gewann die Baedeker Grundschule den Preis „Kultur macht Schule“. In einer Projektwoche führten die Schüler*innen mit Theater- und Tanzpädagog*innen das Stück „Die wunderbare Reise durch die Nacht“ von Helme Heine auf.

Ich begleitete das Projekt mit einer kleinen Gruppe aus Kindern, die Mitschüler*innen interviewten und im Radiostudio moderierten. Manche Kinder konnten noch nicht lesen oder schreiben – ihnen sprachen wir die Texte vor, die sie dann nachsprachen. Die fertige Sendung wurde einen Tag vor der Aufführung auf „Radio EN“ ausgestrahlt.

Auch später setzte ich konsequent auf die kreative Medienarbeit mit jungen Menschen: Im „Pferdebachradio“ produzierten Grundschulkinder gemeinsam mit Johannes J. Hülshoff eine eigene Radiosendung. 2014 stellte Elora Berkemann in einer Sendung das Theaterstück „Oliver Twist“ der Blote-Vogel-Schule vor.

2015 produzierten vier Zwölfjährige vom Schiller-Gymnasium in Witten ihre eigene Sendung. Und 2019 zeichnete das Jugendensemble von „Auf die Bühne“ eine Radio-Sendung unter dem Dachboden, in ihrem Proberaum auf. Diese Projekte beweisen für mich immer wieder: Kinder haben etwas zu sagen – man muss ihnen nur ein Mikrofon geben.

Aufzeichnung der Sendung „Werk-Stadt Live“ im RuhrstadtStudio Witten.
Aufzeichnung der Sendung „Werk-Stadt Live“ im RuhrstadtStudio Witten.

Kultur, Engagement und lokale Vielfalt

In der Sendung „Werk-Stadt Live“ stellten Zivildienstleistende die kulturelle Vielfalt der Werk-Stadt Witten vor. Sie luden Musiker*innen ins Studio ein und stellten das breite Angebot des soziokulturellen Zentrums im Radio vor. Auch in der „Da Capos Projektschmiede“ 2023 stand kreative Beteiligung im Zentrum. Meine Radioprojekte sind für mich eine Form aktiver Teilhabe: Ich will Menschen ermutigen, ihre Perspektiven zu teilen, ihre Stimmen zu erheben – und dabei Selbstvertrauen und Medienkompetenz zu gewinnen.

Podcast – Da Capos Projektschmiede