Hagener Journalistik-Studenten gewinnen Medienpreis in Amerika

Zeitungslektüre mit viel Gefühl

Hagen. (rd) Wie könnte die Zeitung von morgen aussehen? Studenten der Hagener Journalistenschule Haus Busch haben sich darüber ihre ganz eigenen Gedanken gemacht – und damit beim internationalen Design-Wettbewerb in den USA den ersten Preis gewonnen.

Beim ersten Hinhören klingt die Idee reichlich utopisch. Und das soll sie ja auch sein. Aber die Vorstellung, dass das Zeitunglesen eines Tages auch das Fühlen, Schmecken und Riechen beinhalten kann, ist sicher nicht ohne Reiz.

Für die Juroren des US-Wettbewerbs „Zeitung der Zukunft“ war diese Vorstellung sogar derart faszinierend, dass sie unter 400 eingereichten Projekten mit dem Spitzenpreis „best in show“ prämiert wurde.

Tomorrow’s Newspaper Design Contest 2001: Mit der Auszeichnung „Best of Show“ wurde das „Neurotransceiver Projekt“ der Hagener Haus Busch Studenten ausgezeichnet (Foto: Marek Schirmer)
Tomorrow’s Newspaper Design Contest 2001: Mit der Auszeichnung „Best of Show“ wurde das „Neurotransceiver Projekt“ der Hagener Haus Busch Studenten ausgezeichnet (Foto: Marek Schirmer)

Und so stellen sich die Hagener Nachwuchsjournalisten die buchstäblich sinnumfassende Zeitung von morgen vor: Mittels einer elektronischen „Handbedienung“ werden die Texte vom Nutzer ausgewählt und mit zusätzlichen sensorischen Elementen direkt ins Gehirn gesendet. Dazu wurde in Haus Busch ein so genannter „Neurotransceiver“ entwickelt, der über eine Laser-Schnittstelle aktiviert werden kann. Abgesehen von der technischen Umsetzbarkeit einer solchen „Gehirn-Zeitung“ diskutierten die Studenten in Haus Busch auch die ethische Dimension, die eine solche Möglichkeit berührt.

Schließlich liegen die Gefahren einer Gehirnwäsche oder anderen Manipulationen des Neurotransceiver-Nutzers auf der Hand. Für den Hagener Projektleiter, Hans Peter Janisch, freier Kommunikationsdesigner, wäre jedenfalls die Realisierung dieses Science-Fiction-Projekts „mit der Erfindung des Buchdruckkunst vergleichbar“.

Bob Rose, einer der amerikanischen Juroren, ist von der Idee aus Deutschland restlos begeistert: „Geschichten lösen nun einmal Gefühle aus“, meint er, „und genau deshalb lesen Menschen Zeitungen.“

Die Busch-Studenten in Hagen haben diese Einschätzung konsequent weitergedacht und die sinnaktivierende Zeitung – zumindest theoretisch – erfunden.

Das Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen bildet übrigens seit zehn Jahren „News-Designer“ aus. Das nächste Seminar beginnt am 5. Juni.

Der Artikel erschien in der Westfalen-Post im April 2001